Maximale Flexibilität! Interview mit RedSeven Geschäftsführer Jobst Benthues

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Jobst Benthues ist seit elf Jahren Geschäftsführer der RedSeven Entertainment GmbH, einem Tochterunternehmen der ProSiebenSat.1 Media SE. Im Superheldin-Interview verrät er, was familienfreundliche Unternehmenskultur wirklich bedeutet und wie man sie erfolgreich weiterträgt.

 

RedSeven ist als vorbildlicher familienfreundlicher Arbeitgeber bekannt – warum ist das so?

Wir schätzen unsere Mitarbeiter sehr und haben ein Grundsatzverständnis für ihre Bedürfnisse. Außerdem haben wir eine klare Haltung zu Familie und Partnerschaft! Kinder zu bekommen gehört für uns zum Leben dazu. Beim Bewerbungsverfahren schauen wir ausschließlich auf die Qualifikationen und ob es menschlich passt.

 

Wart ihr schon immer ein familienfreundliches Unternehmen oder gab es dafür einen bestimmten Auslöser?

Viele unserer Mitarbeiter sind seit Jahren bei RedSeven und haben ganz jung nach dem Studium oder als Quereinsteiger angefangen. Mittlerweile sind die meisten davon Eltern geworden. Man könnte also sagen, dass wir gemeinsam mit ihnen gewachsen sind und die Anforderungen an uns als Arbeitgeber sich im Laufe der Zeit ganz natürlich in Richtung „familienfreundlich“ verändert haben.

 

Welche Fähigkeiten schätzt ihr besonders an berufstätigen Müttern?

Wir schätzen an Müttern bei uns im Unternehmen, dass sie hinter Dinge einen Punkt machen können, weil ihr Arbeitstag begrenzt ist.

Deshalb bemühen wir uns sehr um familienfreundliche Individuallösungen und bieten Gleitzeitmodelle und die Bezuschussung von Kindergartenplätzen an.

RedSeven Geschäftsführer Jobst Benthues, HR Managerin Melanie Payer und Superheldin Gründerin Sandra Westermann im Interview auf dem ProSiebenSat.1 Media Campus.

 

Die RedSeven Entertainment GmbH hat knapp 400 Mitarbeiter, viele davon haben kleine Kinder. Wie managt ihr so viele Schwangerschaften, Elternzeiten und die Rückkehr von Müttern ins Unternehmen?

Meine personalverantwortlichen Kollegen aus inhaltlicher und kaufmännischer Sicht versuchen immer ein bisschen Personaltetris zu spielen und Dinge möglich zu machen. Viele Eltern haben sich hier ja erst kennengelernt und wir freuen uns sehr mit ihnen. Grundsätzlich versuchen wir sie auch sofort nach der Elternzeit wieder auf die vorherige Position zu setzen. Dass ist deshalb eine so große Herausforderung für uns, weil wir als Medienproduktionsfirma permanent Projekte mit Drehtagen und Reisetätigkeit haben. Trotzdem schauen wir, dass wir gleichwertige, familienfreundliche Tätigkeitsfelder finden.

 

RedSeven Redakteurin und zweifache Kleinkind-Mutter Saskia arbeitet seit 2012 im Unternehmen und ist dankbar für die Unterstützung ihres Arbeitgebers:

„Als Redakteurin für diverse große Prime-Time Shows war mein Job bei der RedSeven vor den Kindern sehr aufregend. Viele Reisen, viel Arbeit, viel Abwechslung – damals, mit Mitte Zwanzig und ungebunden, perfekt. Schon bevor ich schwanger wurde, beschäftigte mich der Gedanke, in wie weit mein Job später einmal mit Familie & Co. vereinbar sein würde. Denn es ist noch nicht lange her, als viele Medienbetriebe eher verschlossen waren, was moderne, familienfreundliche Arbeitsmodelle angeht.

Gott sei Dank ist das heute anders. Die RedSeven hat in den letzten Jahren viele Mütter eingestellt und bot auch mir die Möglichkeit, meinen Job als Mutter so gut wie möglich weiter ausüben zu können. In Teilzeit und mit flexiblen Arbeitszeiten, Homeoffice, ortsgebundenen Projekten und Beteiligung an den Kitakosten. Sie haben als einer der ersten Arbeitgeber verstanden, dass eine junge Mutter eine hochmotivierte Arbeitskraft sein kann, die ihre verkürzte Arbeitszeit sehr effizient nutzt, ein Organisationsgenie ist und, wenn sie nicht wieder eine alte Windel in der Tasche vergessen hat, frischen Wind ins Unternehmen bringt.“

Saskia: RedSeven Redakteurin und Mutter von zwei Jungs, 1 und 3 Jahre alt

 

Jobst, du bist selbst Vater – wie sieht für dich eigentlich der perfekte familienfreundliche Arbeitsplatz aus?

Der perfekte Arbeitsplatz ist für mich ganz allgemein, wo ich morgens gern hingehe. Entscheidend ist doch, dass mich die Arbeit, die ich mache, mit Freude erfüllt, ich Verantwortung übernehmen darf und Gestaltungsfreiheit habe. Nur dann bin ich zufrieden und entspannt und kann abends einen Cut machen, um für meine Familie da zu sein. Beim Arbeitgeber muss ein Verständnis für meine Situation als Elternteil vorhanden sein. Als Vater weiß ich ja aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn Kinder abwechselnd krank sind und dass man sich das nicht aussucht.

Deshalb versuchen wir unseren Mitarbeitern das Gefühl zu geben, dass sie maximale Flexibilität haben. Im Gegenzug vertrauen wir darauf, dass wir diese auch mal einfordern können, wenn es brennt. Die Zusammenarbeit bei uns im Team ist ein ständiges Geben und Nehmen.

 

Flexibel arbeiten – bedeutet das immer erreichbar zu sein und abends nacharbeiten zu müssen?

Ganz und gar nicht! Wir halten uns an die vereinbarten Kernarbeitszeiten. Bei uns muss niemand Angst um seine Position haben, weil er um 15:30 Uhr sein Kind aus der KITA holt und es ist auch nicht so, dass wir denjenigen eine Stunde später telefonisch terrorisieren, um Projekte weiter voranzutreiben.

 

Du hast etwas Tolles und Wichtiges gesagt: „Verantwortung übernehmen dürfen.“ Oft ist es ja so, dass Mütter nach der Elternzeit regelrecht degradiert werden, weil sie in Teilzeit oder mit höherer Flexibilität arbeiten möchten. So nach dem Motto: „Du gehst nachmittags, also können wir dich als Führungskraft nicht gebrauchen.“ Wie ist das bei euch?

Wenn eine Mutter vor ihrer Schwangerschaft Redaktionsleiterin war, setzen wir sie in der Regel auch wieder als Redaktionsleiterin ein und sagen nicht: Du kannst als Redakteurin wieder anfangen.

Wenn ich rechts und links schaue, haben wir bei RedSeven viele Frauen und Mütter in Führungspositionen, die Projekte, Teams und Abteilungen leiten. Damit machen wir sehr positive Erfahrungen!

Mittlerweile haben wir sogar einige Mütter, deren Kinder aus dem Gröbsten raus sind und die wieder in Vollzeit einsteigen. So schließt sich der Kreis.

Bei RedSeven brauchen wir keine Frauenquote – wir versuchen einfach menschlich zu handeln.

 

In vielen Unternehmen werden Teilzeitkräfte automatisch aus Entscheidungsprozessen ausgeschlossen, weil sie nachmittags nicht an wichtigen Meetings teilnehmen können. Wie ist eure Meetingkultur?

Am Ende des Tages reguliert sich das bei uns ganz automatisch. Umso mehr Mütter man in leitenden Positionen hat, umso wahrscheinlicher ist es auch, dass sie Meetings ganz selbstverständlich auf den Vormittag legen, weil sie genau wissen, dass sie das Büro nachmittags pünktlich verlassen müssen. Das ist vorgelebte, organische familienfreundliche Unternehmenskultur.

 

Was rätst du anderen Unternehmen, die sich gern familienfreundlich aufstellen wollen?

Es gibt nicht den einen Weg! Einfach mal offen und mutig sein, zuhören und ausprobieren! Sich Gedanken machen, ob man das Personal auch mal anders zusammenstellen kann. Learning by doing. Viele trauen es sich vielleicht nicht, Mütter und Frauen im gebärfähigen Alter einzustellen, weil sie Angst haben, sich finanziell zu ruinieren. Diese Angst können wir jedoch nicht bestätigen. Meine Erfahrung ist eher, dass das Kinderkriegen etwas mit einem macht und Eltern plötzlich ein ganz anderes Mindset haben.

 

Ihr habt also keine negativen Erfahrungen mit besonders hohen Ausfallzeiten bei Müttern gemacht?

Bei der Eingewöhnung in die KITA und zur Grippesaison kommt es hin und wieder zu Fehlzeiten. Sobald sich der neue Alltag aber eingependelt hat, gibt es in der Regel im Vergleich zu kinderlosen Mitarbeitern keine auffällig hohen Ausfälle. Wir haben auch den Eindruck, dass unsere Mütter sich darauf freuen, nach der Elternzeit wieder zurückzukommen und dass sie unser gutes Betriebsklima schätzen. Ich würde sogar behaupten, dass die Krippen- und Kindergarteneingewöhnung bei berufstätigen Müttern schneller geht, weil sie besser loslassen können und kein Übermuttersyndrom entwickeln.

 

Mittlerweile fordern auch Väter Elternzeit, flexibles Arbeiten und die Möglichkeit ein, bei Krankheit der Kinder Zuhause zu bleiben. Wie handhabt ihr diesen Trend bei RedSeven?

Es stimmt, das hat in den letzten Jahren sehr zugenommen. Die meisten Väter, die bei uns angestellt sind, nehmen sich mindestens eine zweimonatige Auszeit mit der Familie. Ich sage dazu immer liebevoll „Mutterschutz“, bin aber eigentlich total neidisch auf diese Möglichkeit, die es bei mir damals noch nicht gab.

 

Ist RedSeven also ein Paradies für berufstätige Mütter und Väter?

Es ist nicht so, dass bei uns die Muttermilch durch die Flure fließt – bei RedSeven gibt es sinnvolle Hierarchien und Strukturen – aber wir bemühen uns wirklich, familienfreundlich zu sein und individuelle Lösungen für jeden Mitarbeiter zu finden. Als Arbeitgeber sollte man keine Scheu davor haben, menschliche Werte praktisch umzusetzen.

Für jeden bedeutet „familienfreundliches Arbeiten“ ja auch etwas Anderes. Uns ist einfach wichtig, dass wir offen miteinander sprechen können und unsere Mitarbeiter den Spagat aus Familie und Beruf mit unserer Hilfe besser meistern können.

Jobst Benthues ist seit 1995 bei ProSiebenSat.1. Die ersten Jahre war er Unterhaltungschef und später auch stellvertretender Geschäftsführer von ProSieben. Ursprünglich ist er Gründer, heute vorsitzender Geschäftsführer der RedSeven Entertainment GmbH und leitet die Produktion vieler bekannter TV-Formate wie Germany’s Next Topmodel, The Biggest Loser und Galileo Big Pictures zusammen mit Christiane Heinemann und Julia Knetsch.