Bewerbungsgespräch als Mama – Tipps von mom.career

Warum ist es so schwer, sich als Mama im Bewerbungsgespräch zu präsentieren? Vielleicht hast du dir diese Frage auch schon einmal gestellt. Eigentlich ist es doch ganz einfach: Du möchtest mit deiner beruflichen Erfahrung und Kompetenz überzeugen, wie jede*r andere auch.

Trotzdem lässt dich die Frage nicht los, denn wie platzierst du deinen Teilzeitwunsch oder deine doch etwas eingeschränkte zeitliche Flexibilität sinnvoll? Wieso hast du Bauchschmerzen vor dem Thema Kinder und welche Gedanken dazu bei dem/der Personaler*in auftauchen? Wieso drehen sich deine Gedanken viel mehr um das Thema Vereinbarkeit als den Job selbst, auf den du dich bewirbst?

Wir können dich beruhigen: Genauso wie dir, geht es fast allen anderen Müttern, die im Bewerbungsprozess stecken, auch. Du bist nicht allein. Diese Gedanken sind ganz normal und sie dürfen dich beschäftigen. Wichtig ist jedoch, dass sie nicht dein Bewerbungsgespräch bestimmen. Und um das zu schaffen, hilft nur eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema. Damit du dich optimal auf dein Bewerbungsgespräch als Mama vorbereiten kannst, kommen hier unsere Profi-Tipps.

 

1. Wie kann man sich am besten auf ein Vorstellungsgespräch  vorbereiten?

Ein guter Ausgangspunkt für ein Vorgestellungsgespräch ist die Stellenausschreibung. Hier sollte man sich die Schlüsselwörter genau anschauen. Das sind aufgeführte Fähigkeiten, Erfahrungen, einschlägige Programme und firmenspezifische Details. Für Rückfragen dazu sollte man gewappnet sein und Beispiele parat haben. Zusätzlich ist es immer gut im Vorfeld die Firmen-Webpräsenz sorgfältig anzuschauen und sich mit dem Unternehmen vertraut zu machen. Dabei können auch Drittanbieter mit Firmenbewertungen nützlich sein. Wir raten auch immer dazu sich Rückfragen, die man am Ende des Gesprächs stellen möchte, schriftlich mit in das Gespräch zu nehmen. Denn häufig sorgt die Aufregung dafür, dass diese Fragen plötzlich nicht mehr greifbar sind und man ins Schleudern gerät. Des Weiteren sollte man auf Fragen zu gewünschten Rahmenbedingungen des Jobs, also Gehalt, Stundenumfang, usw. Antworten haben.

Mit der richtigen Vorbereitung gegen Angstfragen im Bewerbungsgespräch

Wenn man sehr persönliche Themen hat, die einen im Zusammenhang mit dem Vorstellungsgespräch beschäftigen, wie es zum Beispiel bei vielen Müttern der Fall ist, hilft nur sich die Antworten auf die Fragen sorgfältig zurechtzulegen. Nur so kann man sie souverän ins Gespräch einbringen, wenn sie denn gestellt werden. Gleichzeitig kann man sie gedanklich loslassen, da es keine „Angstfragen“ mehr sind und lenkt dadurch das Gespräch nicht unterbewusst auf genau diese Themen.

Im Großen und Ganzen ist es wichtig im Gespräch man selbst zu bleiben. Nichts überzeugt im einem Bewerbungsgespräch so sehr wie Authentizität.

 

2. Die Stelle war in Vollzeit ausgeschrieben, ich möchte aber gerne Teilzeit arbeiten, wann erwähne ich das am besten?

Dieses Thema kann an verschiedenen Stellen erwähnt werden und hängt von dem persönlichen Umgang damit ab. Zum einen kann es direkt in der Bewerbung als Schlusssatz im Anschreiben verpackt werden. In etwa: „Gerne stehe ich Ihnen ab dem 1.6.2023 mit einem Stundensatz in Höhe von X Stunden (zu einem Gehalt von Y) zur Verfügung.“

Der Vorteil dieser Herangehensweise ist es, dass man bereits auf Stellen, wo eine Teilzeitbeschäftigung nicht möglich ist, keine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhält und man sich Zeit spart. Gleichzeitig können aber auch Jobs verloren gehen, in denen nur ein bisschen Überzeugungsarbeit nötig gewesen wäre, um das Unternehmen zu der Reduktion zu bewegen.

Oder erst überzeugen, dann verhandeln

Deswegen ist es auch möglich das Thema Stundenreduktion bis zum Vorstellungsgespräch aufzuschieben und erst einmal im persönlichen Gespräch ordentlich zu punkten. Wenn man dann am Ende angekommen ist, wäre es eine der Rückfragen, die man an die Personen im Gespräch stellen würde. Dies hat den Vorteil, dass das Unternehmen schon einen Vorgeschmack erhält, wen sie für das Unternehmen gewinnen könnten und dadurch eher bereit sind zu verhandeln. Denn schlussendlich ist die Forderung nach Teilzeit nichts anderes als Teil des Verhandlungsprozesses und sollte auch so nüchtern betrachtet werden. Auch, wenn das besonders Frauen eher schwer fällt, da sie die Stundenreduktion häufig als Manko betrachten. In diesen Fällen ist es gut, sich die Vorteile ins Gedächtnis zu rufen. Teilzeitkräfte sind produktiver und effektiver. Sie lassen sich nicht so leicht ablenken und schaffen mehr Arbeit in weniger Stunden. Dadurch sind sie für ein Unternehmen sogar wirtschaftlich von Vorteil.

In stark umkämpften Brachen kann es hingegen sinnvoll sein das Thema erst nach der Jobzusage und in der tatsächlichen Gehalts- und Rahmenbedingungsverhandlung der Stelle anzusprechen. Das ist aber hauptsächlich etwas für Personen mit starken Nerven, die das Thema mental weniger umtreibt. Ansonsten kann dieser Faktor zu viel Angst und damit zu unterbewussten Blockaden im Bewerbungsprozess führen, die die Überzeugungskraft und damit auch die Einstellungschancen senken.

 

3. Frage nach Kinderbetreuung oder Familienplanung, wie kann man darauf reagieren?

In Deutschland gilt das AGG, welches Fragen nach Familienplanung und Kinderbetreuung als diskriminierend einstuft und deswegen verbietet. Sie sind nur dann zulässig, wenn es einen betrieblichen Grund dafür gibt. Zum Beispiel, wenn eine Betriebskita existiert und gefragt wird, ob der Bedarf für einen Platz darin besteht oder wenn es um einen Chemiekonzern geht und sichergestellt werden muss, dass die Bewerberin beim Firmenrundgang nicht schwanger ist, um Mutter und Kind zu schützen.

Wird dennoch eine verfängliche Frage gestellt, so könnte man auf das AGG verweisen, was aber eher einen Konflikt als eine Lösung provoziert. Sinnvoller ist es eine Gegenfrage zu stellen und damit den Ball zurückzuspielen. Also höflich nachfragen: „Auf welchen Stellenaspekt spielen Sie mit der Frage nach der Kinderbetreuung an? Geht es vielleicht um die Reisebereitschaft?“ So ist der Gegenüber gezwungen seine Frage zu reflektieren und in einen entsprechenden Kontext zu setzen. Das nimmt dem Ganzen die Schärfe und wirkt trotzdem professionell.

Indirekte Fragen zum Mama-Leben im Bewerbungsspräch

Wir erleben jedoch sehr viel häufiger, dass indirekte Fragen gestellt werden, die die gleiche Thematik abklopfen. Zum Beispiel: „Wie stehen Sie zum Thema Work-Life-Balance, wo liegen Ihre Prioritäten?“

Bei solchen Fragen muss man aufpassen, dass man nicht zu viele private Details preisgibt, sondern sachlich antwortet. Dies gelingt nur mit dem richtigen Mind-Set, in dem man sich klar macht, dass die persönliche Situation nicht gerechtfertigt werden muss und die Arbeitskraft, die man bieten kann, gut ist und im Mittelpunkt stehen sollte. Kommt man mit dem Unternehmen in diesem Punkt nicht zusammen, dann ist das in Ordnung. Es wird ein andere Stellenausschreibung kommen, bei der Unternehmen und Bewerber*in besser zusammenpassen.

 

Mit den richtigen Tipps gehst du als Mama selbstbewusst ins Vorstellungsgespräch

 

4.  Wiedereinstieg nach 3+ Jahren Elternzeit: Wie kann man hier argumentieren, wenn danach gefragt wird?

Wer sehr lange aus dem Job raus ist, hat häufig mit vielen Sorgen zu kämpfen. Was hat sich alles verändert? Habe ich mein Wissen in der Zeit verloren? Was muss ich alles neu lernen? Dabei lässt man schnell außer Acht, dass man in dieser Zeit ebenfalls eine Entwicklung durchgemacht hat. Das Elternsein hat einen geprägt, die Welt auf den Kopf gestellt und man hat ganz neu leben gelernt. Man ist an der neuen Aufgabe gewachsen und das sogar über sich selbst hinaus. All das bringt man nach der Elternzeit neu in das Unternehmen mit ein.

Wertvolle Erfahrungen und Fähigkeiten als Mama

Ich finde es hier immer schön sich vorzustellen, dass andere ihren Job als Kindermädchen oder Nanny im Lebenslauf ohne Probleme aufgeführt werden kann und daraus Qualifikationen abgeleitet werden. Als Mutter oder Vater erfüllt man die gleiche Aufgabe und noch mehr und wird durch das Label „Elternzeit“ in eine andere Schublade gesteckt. Dabei hat man die gleichen Fähigkeiten und Erfahrungen gesammelt und zusätzlich noch die Verantwortung dazu bekommen, was gewertschätzt werden sollte. Deswegen darf man selbstbewusst antworten, dass in dieser Zeit eine Persönlichkeitsentwicklung stattgefunden hat, die man nun auch beruflich einbringen möchte.

Zusätzlich hilft es eine passende Schulung oder Weiterbildung zu besuchen, die einem den Extraschub zurück ins Arbeitsleben gibt und sich gut im Lebenslauf und Vorstellungsgespräch macht.

 

5. Angstfrage nach Stärken und Schwächen – wie finde ich sie raus?

Bei Stärken und Schwächen denken wir häufig erstmal an Charaktereigenschaften, die uns scheinbar in die Wiege gelegt worden sind. Doch es steckt viel mehr dahinter. Es können auch erlernte Fähigkeiten, Erfahrungen oder auch Interessen sein. Es lohnt sich all diese Dinge einfach einmal aufzuschreiben. Wenn man nicht weiterweiß, kann man sich überlegen, was andere Personen über einen selbst sagen würden. Egal ob Eltern, Geschwister, Freunde oder Partner*innen. Natürlich kann man auch bei diesen nachfragen und deren Impulse in die Liste mit aufnehmen. Es überrascht in der Regel wie viele Punkte dabei herauskommen, die man in einem Vorstellungsgespräch nutzen kann. Denn häufig stocken wir bei dieser Frage nicht, weil wir keine Antwort im Kopf haben, sondern weil wir zu viele Möglichkeiten zur Auswahl haben und überlegen, welche jetzt gerade zu dieser Stelle passen würde, um zu überzeugen. Vor einem Gespräch macht es daher Sinn, sich seine Liste zu schnappen und 3 Stärken und Schwächen herauszusuchen, die man nennen möchte. Bei den Schwächen macht es Sinn, dass es Dinge sind, an denen man arbeiten kann oder die im jeweiligen Unternehmen weniger relevant sind.

Im Kontext der Stellenanzeige

Grundsätzlich sind Stärken und Schwächen immer im Stellenkontext zu betrachten. Eine hohe Konzentrationsfähigkeit zum Beispiel ist in einem Berufsfeld in dem schnell von Aufgabe zu Aufgabe gesprungen werden muss eher eine Schwäche, während es in einem anderen Unternehmen, wo es um Präzision und Sorgfältigkeit ankommen eine enorme Stärke wäre. Am besten hat man für die Eigenschaften, die man nennen möchte, gleich ein überzeugendes Beispiel parat, um sie zu belegen.

 

6. Welche Fragen kann ich stellen, um herauszufinden, ob der Arbeitgeber wirklich familienfreundlich ist?

Wenn in der Stellenausschreibung bereits Benefits genannt wurden, die auf Familienfreundlichkeit schließen lassen, kann man nach Details zu diesen Fragen und sich die Firmenstrukturen zu dem Thema genauer erklären lassen.

Ist in der Stellenausschreibung nur ein einzelner Satz oder gar keiner zur Familienfreundlichkeit zu finden, dann lohnt es sich zu fragen was andere Mitarbeiter*innen in punkto Familienfreundlichkeit am Unternehmen zu schätzen wissen.

Perspektivwechsel für authentische Antworten

Der Trick bei dieser Frage ist, dass nicht die Perspektive des/der Personaler*in oder der Führungskraft abgefragt wird, sondern die der Mitarbeitenden, in die man sich hineinversetzen soll. Dadurch merkt man sehr schnell, ob die Person im Vorstellungsgespräch das Thema aus dem FF kennt und es somit strukturell im Unternehmen verankert ist oder ob sie ins Schleudern gerät und somit das Thema eher ein Mitläufer ist und nur im Individualfall behandelt wird.

 

Wer ist mom.career?

Mom.Career, das sind wir: Julia und Alisha. Wir helfen Müttern dabei beruflich nach der Elternzeit neu Fuß zu fassen. Es ist uns ein Anliegen Müttern die Möglichkeit zu geben einen Job zu finden, der zu ihnen passt und sie glücklich macht. Wir helfen auf der Suche nach Klarheit, einem neuen Ziel, beim Finden von familienfreundlichen Unternehmen und bei der Bewerbung selbst. Seit 2023 geht dies in viele Fällen sogar kostenlos mit einem Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) der Arbeitsagenturen und Jobcenter. Bei Interesse kann über unsere Website www.momcareer.de ein unverbindliches Erstgespräch gebucht werden. Unsere Arbeit kann man zudem live auf Instagram unter @mom.career verfolgen.

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