„Das ist wirklich ein erfüllender Beruf“: Karrierechancen für Frauen im Justizvollzug NRW

Karriere für Frauen im Justizvollzug

„Ich gehe so glücklich nach Hause, das kann sich keiner vorstellen!“

Wenn Anastasia Paul von ihrer Tätigkeit als Justizvollzugsbeamtin erzählt, ist in jedem Satz spürbar: Das ist ein wahrer Traumjob. Wobei es durchaus stressig sein kann, im Abteilungsdienst des Justizvollzugs nach der Formel BVB (Beaufsichtigung, Versorgung, Betreuung) für die Sicherheit und das Wohl vieler Menschen zuständig zu sein – aber die Möglichkeit, jeden Tag etwas Positives zu bewirken, ist die beste Motivation.

Das ist auch der Anspruch, den Anastasia an sich selbst hat: „Ich will den Menschen jeden Tag etwas Gutes mitgeben.“ Außerdem schätzt sie die finanzielle und berufliche Sicherheit.

Frauen im Justizvollzug: Empathie ist eine Stärke

Für Frauen sieht sie in ihrem Beruf viele Möglichkeiten, sich einzubringen. Insbesondere die oft als typisch weiblich empfundene Fähigkeit zur Empathie ist ein Vorteil im Umgang mit den Menschen im Vollzug. Dadurch, dass sich die Inhaftierten in einer sozialen Ausnahmesituation befinden, von der Außenwelt abgeschnitten sind und wenig Kontakt zu Freunden oder Familie haben, sind Anastasia und ihre Kolleg*innen wichtige Ansprechpartner*innen auch bei emotionalen Angelegenheiten. „Manchmal hat das fast etwas von einer Therapeutin“, lacht sie. Sollte einmal tatsächlich eine tiefergehende Betreuung notwendig werden, holt sie sich Unterstützung vom psychologischen Dienst.

Im Jahr 2022 führte eine multidisziplinäre Forschungsgruppe unter der Leitung der Universität Cambridge eine weltweite Analyse von Hunderttausenden Daten aus 57 Ländern durch und stellte dabei fest, dass es sich nicht nur um ein Vorurteil handelt: Frauen sind im Durchschnitt tatsächlich empathischer als Männer. So können sie beispielsweise anhand von Gesichtsausdruck oder Körpersprache die Gemütsverfassung ihres Gegenübers besser einschätzen.

Dies kommt Anastasia in ihrem Alltag zugute – oft erkennt sie schon auf den ersten Blick, wenn es jemandem nicht gut geht. So kann sie frühzeitig reagieren, die Person abholen und eine mögliche Eskalation verhindern. Dabei geht es nicht darum, die Inhaftierten zu verhätscheln, wie sie betont. Aber das mentale Wohlergehen der Inhaftierten zu gewährleisten ist ein wichtiger Teil des Berufs. Auch Hinweise auf Konflikte unter den Inhaftierten erkennt sie häufig schon im Vorfeld an kleinen Veränderungen in der Körpersprache und greift zeitnah ein.

Vorurteile entkräften: Frauen müssen keine Angst haben

Auch wenn eine Tätigkeit im Justizvollzug nicht als typischer Frauenberuf erscheint: Als typisch weiblich klassifizierte Eigenschaften können hilfreich sein, wenn Frauen im Justizvollzug tätig sind. Auch lösungsorientiertes Arbeiten ist wichtig.

Ein häufiges Vorurteil gegenüber dem Beruf ist allerdings die Angst, es handele sich um ein besonders gewalttätiges Umfeld. Schließlich gibt es von außen wenig Einblick in die abgeschlossene Welt einer Justizvollzugsanstalt (JVA). Die Bilder in den Köpfen vieler Menschen sind geprägt von unrealistischen, veralteten oder überzogenen Darstellungen aus den Medien.

Gerade Frauen fürchten, es könnte ihnen gegenüber vielleicht zu verbalen Übergriffen oder sexuellen Anzüglichkeiten kommen, und stehen einer Karriere im Justizvollzug daher möglicherweise skeptisch gegenüber. Diese Befürchtungen kann Anastasia entkräften: „Ich arbeite hier seit fünf Jahren und wurde noch nie angegriffen.“ Auch sexuelle Belästigung durch die Insassen hat sie noch nie erlebt. Einmal habe sie ein Kompliment zu ihren Haaren erhalten. Da habe sie klare Grenzen gezogen: Das sei zwar an sich in Ordnung, im Arbeitsumfeld aber trotzdem nicht angemessen. Ihre Botschaft an andere Frauen: „Habt keine Angst!“

Gemeinsam wirklich etwas bewirken: Männer und Frauen im Justizvollzug als Team

Entscheidend ist die richtige Kombination von Autorität und Einfühlungsvermögen. Frauen, die sich für eine Karriere im Justizvollzug interessieren, sollten auf jeden Fall selbstbewusst sein und selbstsicher auftreten. „Anfangs versuchen sie schon, einen ein bisschen rumzuschicken“, meint Anastasia. Da ist es wichtig, sich klar zu positionieren, Grenzen aufzuzeigen und die eigene Meinung deutlich zu kommunizieren.

Dabei hilft nicht nur der strenge Tagesablauf, der wie ein Drehbuch durch den Arbeitstag führt, sondern auch die enge Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen: Man ist nie allein, sondern arbeitet immer im Team. Dabei stehen sie immer im Austausch, denn uneingeschränkte und absolut offene Kommunikation ist ein Grundpfeiler der Arbeit im Justizvollzug. Durch die verschiedenen Eindrücke und Ansichten entsteht letztlich ein rundes Bild von dem Menschen, um den es geht. Da der moderne Behandlungsvollzug auf Deeskalation und respektvollen Umgang setzt, ist eine solche Zusammenarbeit unerlässlich.

Auch deshalb ist es wichtig, mehr Frauen für den Justizvollzug zu gewinnen. Ihre Perspektive ergänzt die Einschätzung der männlichen Kollegen, sie bringen andere Sichtweisen in den Arbeitsalltag und ihre Herangehensweise bringt einen Mehrwert für das Team. So falle es den Männern im Vollzug häufig leichter, sich einer Frau zu öffnen, da deren Umgang mit ihnen oft feinfühliger und sensibler sei. Zudem gehen Frauen nach Anastasias Erfahrung mit Emotionen meist besser um – es überfordert sie auch nicht, wenn ihr Gegenüber einmal in Tränen ausbricht.

Karriere für Frauen im Justizvollzug NRW

Karriere für Frauen im Justizvollzug: Viele Möglichkeiten, viel Abwechslung

Die Motivation, das Beste aus jedem herauszuholen, treibt Anastasia an: „Man kann hier wirklich mit Menschen etwas bewirken, das war mein großer Wunsch.“ Ihre Aufgabe ist es, Werte und Normen zu vermitteln und so für die Inhaftierten ihrer Abteilung die Grundlage für ein normales und straffreies Leben im Anschluss an die Haft zu schaffen. Wenn das gelingt, macht es sie stolz – wobei die einzelnen Erfolge sehr unterschiedlich aussehen können: Für manche ist es schon ein Fortschritt, den Haftraum ordentlich zu halten. Andere bilden sich fort und machen eine Ausbildung.

Immerhin ist die Justizvollzugsanstalt ähnlich einer kleinen Stadt und bietet zahlreiche Möglichkeiten – auch beruflich. Diese Vielfalt ist ebenfalls etwas, das den Beruf auszeichnet. Es gibt viel zu tun und viele unterschiedliche Aufgaben. Die Tätigkeit im klassischen Abteilungsdienst selbst ist schon sehr abwechslungsreich: So gehören dazu beispielsweise die Begleitung der Kostausgabe und die Beaufsichtigung des Aufenthalts im Freien (Freiststunde) aber auch gewisse Bürotätigkeiten sowie die schriftliche Einschätzung einzelner Fälle. Auch damit kann man Positives für die Menschen ausrichten, für die man mitverantwortlich ist. Insgesamt ist die Arbeit im Justizvollzug ein sehr sozialer Beruf.

Die JVA bietet darüber hinaus noch ganz andere Tätigkeitsfelder – vom psychologischen und medizinischen Dienst über die Verwaltung bis hin zum Sozialdienst: Hier werden beispielsweise Ärzt*innen, Pfleger*innen, Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen benötigt. Auch ein Einsatz im Fahrdienst ist möglich. Wer sich nach der Ausbildung im Allgemeinen Vollzugsdienst (AVD) weiterentwickeln oder in eine andere Richtung innerhalb des Justizvollzugs fortbilden möchte, hat dazu grundsätzlich einige Möglichkeiten, sofern die aktuellen Anforderungen der Einrichtung es erlauben.

Viele Vorteile gerade für Frauen: Sicherheit, Verbeamtung, Karrierechancen

Auf die Frage, ob der Justizvollzug ein familienfreundlicher Arbeitgeber sei, antwortet Anastasia klar mit: „Ja!“. Ganz weit vorne steht dabei die finanzielle Absicherung, die gerade für Frauen wichtig ist. Bei gleicher Leistung bekommt man den gleichen Lohn – da wird jeder gleichbehandelt. Gender Pay Gap? Gibt es nicht! Auch die Sicherheit im Alter ist gegeben. Angesichts der Tatsache, dass aktuell jede fünfte Frau von Altersarmut bedroht ist, ein sehr wichtiger Faktor.

Durch die Verbeamtung ist eine Karriere im Justizvollzug außerdem äußerst krisensicher – im Prinzip können sich die Justizvollzugsbeamt*innen bis zur Pension sicher sein, über einen sicheren Job und ein garantiertes Gehalt zu verfügen. So können beispielsweise auch Frauen in Pflegeberufen ihre Arbeit hier mit größerer Sicherheit und besseren Rahmenbedingungen ausüben als in der freien Wirtschaft.

Diese finanzielle und berufliche Absicherung bringt insbesondere für Frauen mit Kindern oder Wunsch nach einer Familie große Vorteile: Alles, was sie sich beispielsweise vor einer Elternzeit erarbeitet haben, steht ihnen bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz weiter zu. Ob Position oder Gehalt – sie können wirklich an der Stelle wieder einsteigen, an der sie ihre Familienpause eingelegt haben. Frauen im Justizvollzug müssen keine Angst davor haben, aufs berufliche Abstellgleis geschoben zu werden. Im Gegenteil: Selbst eine Beförderung während der Elternzeit und Nachteilsausgleiche nach der Rückkehr sind möglich.

Familien-Benefits: Teilzeitarbeit, Erstausstattung, Sport am Arbeitsplatz

Je nach Position gibt es auch Flexibilität in den Arbeitszeiten. Im Abteilungsdienst herrscht zwar Schichtbetrieb, weshalb es zum Beispiel hier nicht möglich ist, halbtags zu arbeiten – Teilzeitarbeit wird jedoch trotzdem angeboten: Viele Eltern sind beispielsweise nur zwei- oder dreimal die Woche im Dienst und kümmern sich an den anderen Tagen um die Familie. Auch gibt es für sie die Möglichkeit, nur am Wochenende zu arbeiten. So lässt sich das Familienleben für viele gut mit dem Beruf vereinbaren.

Außerdem bietet die JVA Möglichkeiten, Freizeit und Beruf zu verbinden, erklärt Anastasia – etwa beim gemeinsamen Sport mit den Kolleg*innen auf dem Gelände: „Wenn du Kollegen hast, die das mitmachen, hast du einen super Tag!“ Ein Vorteil, den gerade Mütter schätzen dürften, die gerne sportlich aktiv sind, im Familienalltag aber wenig Zeit dafür finden.

Zudem gibt es weitere monetäre Vorteile: Durch die Förderung des Bundeslandes erhalten die Frauen beispielsweise zusätzliches Geld für die Erstausstattung und weitere familienbezogene Boni. „Das letzte, worüber ich mir Sorgen mache, ist, dass ich nicht abgesichert bin“, erklärt Anastasia.

Sie möchte darum auch andere Frauen ermutigen, eine Karriere im Justizvollzug zu beginnen. Denn sie ist überzeugt: In kaum einem anderen Beruf ist es so gut möglich, jeden Tag etwas Positives mit Menschen zu bewirken, sich selbst als Person zu verwirklichen und dabei auf eine stabile finanzielle Basis zu bauen.

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