Gerechte Aufteilung von Care Arbeit – Männer überschätzen ihren Beitrag

Männer neigen zur Selbstüberschätzung – auch im Haushalt. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung untersuchte unter anderen die Aufgabenverteilung im Rahmen der Care Arbeit in Paarbeziehungen zwischen Männern und Frauen. Dabei zeigte sich: Männer schätzen ihren eigenen Beitrag zur Care Arbeit deutlich höher ein als ihre Partnerinnen.
Auch wenn Männer der Meinung waren, sich die Aufgaben im Haushalt mit ihrer Partnerin gerecht zu teilen, verbrachten sie deutlich weniger Zeit mit Care Arbeit. In Beziehungen ohne Kinder verwendeten die Männer vier Stunden weniger auf Care Arbeit als ihre Partnerinnen. In Beziehungen mit Kindern waren es sogar zehn Stunden weniger. Andere Studien und der Arbeitsmarkt zeigen: In vielen Fällen geht diese Ungleichverteilung zu Lasten der weiblichen Karriere. Viele Frauen stecken beruflich zurück, bewerben sich für weniger verantwortungsvolle Positionen oder landen in der Teilzeitfalle.
Frauen übernehmen mehr Care Arbeit – auch, wenn beide Vollzeit arbeiten
Doch auch wenn beide Partner Vollzeit arbeiten, ist die Wahrnehmung unterschiedlich: Hier haben 70 Prozent der Männer den Eindruck, dass die Care Arbeit gerecht aufgeteilt ist. Diese Einschätzung teilen nur 49 Prozent der Frauen.
Insgesamt sind 54 Prozent der Frauen der Meinung, dass sie alleine oder in erster Linie für die Care Arbeit zuständig sind. Dagegen haben nur 22 Prozent der Männer das Gefühl, diese klassische Rollenverteilung zu leben. Auch sehen sich deutlich mehr Männer als „Hausmann“: Etwa jeder zehnte Mann gab an, hauptsächlich für de Hausarbeit zuständig zu sein. Nur zwei Prozent der Frauen sahen das ebenso.
Es ist also wenig überraschend, dass Frauen laut dieser Studie im Durchschnitt unzufriedener mit der Aufgabenverteilung sind als Männer. Dieses Ungleichgewicht zeigt sich besonders bei Paaren, in denen Frauen das Gefühl haben, die meiste Sorgearbeit allein zu übernehmen.
Ungerechte Verteilung im Haushalt hat auch gesellschaftliche Folgen
Problematisch sind auch die gesellschaftlichen Folgen dieses Ungleichgewichts. Es verhindert eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt und trägt zu Problemen wie dem Gender Pay Gap und dem Gender Pension Gap bei, welche die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen verhindern. 70 Prozent der Frauen mit Kindern gaben in einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbunds an, dass ihr Gehalt nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt für sich und die Kinder zu decken. Gerade für Alleinerziehende ist dies ein Armutsrisiko.
Welche Möglichkeiten gibt es für mehr Gerechtigkeit in der Care Arbeit? Untersuchungen zeigen, dass Männer, die Elternzeit nehmen, auch langfristig mehr Aufgaben im Haushalt übernehmen. Unternehmen, die ihre männlichen Mitarbeiter zur Elternzeit motivieren, leisten einen wichtigen Beitrag. Auch das geplante Gesetz zur Familienstartzeit soll hier ansetzen. Auch gibt es Arbeitgeber, welche die Bedeutung von Vätern für das Familienleben anerkennen und unterstützen. Diese schaffen beispielsweise unabhängig vom Gesetzgeber individuelle Angebote für eine Familienstartzeit oder bieten Kündigungsschutz für frischgebackene Väter.
Bei einer realistischen Einschätzung des Zeitaufwands können Pläne helfen, die verschiedene Aufgaben im Haushalt detailliert festhalten. Auch ältere Kinder können ihren Teil übernehmen – hier ist es aber wichtig, Jungs und Mädchen zu gleichen Teilen für die Mithilfe einzuspannen. Denn im Schnitt verbringen Mädchen schon im Kindesalter mehr Zeit mit Haushaltsaufgaben als Jungen.
Dabei ist auch wichtig, wie oft bestimmte Aufgaben erledigt werden müssen. Die Studienlage zeigt nämlich, dass Männer häufig saisonale Aufgaben übernehmen, z.B. Rasen mähen, während täglich anfallende Aufgaben wie Kochen eher an den Frauen hängen bleiben.